Test: Jinbei Digital Pioneer Pro III / DPs III – Erstes Shooting mit Studioblitze

Welche Blitzköpfe kaufen?

Jinbei DPs III Pro 600

Gleich vorweg, das ist kein Test der im Labor durchgeführt wurde, sondern ist ein reiner Erfahrungsbericht und Anwendungstest. Ich habe mich lange über verschiedene Hersteller und Systeme informiert und viel gelesen auf was man achten soll/muss. Schließlich bin ich dann auf Empfehlung von einem Freund bei dem Hersteller Jinbei hängen geblieben. Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich um einen Hersteller aus China, der in den vergangenen Jahren sehr stark auf den deutschen Markt drängt. In Deutschland werden die Produkte von Jinbei über die Firma Foto-Morgen vertrieben. Das einzige was mich an den Blitzköpfen gestört hat, ist die Tatsache, dass wenige bzw. überhaupt keine Tests oder Erfahrungsberichte darüber im Internet zu finden sind. Es gibt zwar in etlichen einschlägigen Foren immer wieder die Frage nach den Teilen und ob sie was taugen, aber keine konkreten Antworten.
Aus diesem Grund möchte ich hier kurz meine ersten Erfahrungen mitteilen.

Weiter unten gibt es auch ein Update nach einem Jahr im Einsatz.

Ich habe mir drei Blitzköpfe gekauft. Einen Jinbei DPs Pro III 600 und zwei DPs Pro III 400. Meine Entscheidung viel deshalb auf die DPs III Pro Serie weil diese durch den von Jinbei hergestellten Funkauslöser JB-RC ausgelöst und auch eingestellt werden können und dadurch kein weiteres Zubehör mehr notwendig ist.

Erster Eindruck

Bedienfeld Jinbei DPs III Pro SerieDie Blitzköpfe an sich machen einen gut verarbeiteten Eindruck. Das passgenaue Gehäuse ist aus Aluminium und der stabile Fuss aus Druckguss. Die Blitzröhre und die Einstelllampe werden durch eine abnehmbare Kunststoffkappe beim Transport ausreichend geschützt. Das Bedienfeld ist übersichtlich und das LCD-Display ist durch die grüne Hintergrundbeleuchtung gut ablesbar. Einzig und allein die Bedienung des Bajonettverschlusses, zur Aufnahme der Lichtformer, ist etwas hakelig. Das macht bei einer großen Softbox schon etwas Probleme.
Die Bedienungsanleitung der Blitzköpfe und auch die des Funkauslösers ist sehr knapp gehalten und nur in englisch. Auf Anfrage bekommt man jedoch von Foto-Morgen eine deutsche Anleitung per Mail zugeschickt. Im Prinzip ist die Funktions- und Einstellungsweise aber (fast) selbsterklärend.

Bedienung

Nach dem Einschalten der Blitzköpfe und der Fernbedienung sucht man sich an jedem Gerät einen von 10 Funkkanälen aus und vergibt jedem Blitzkopf eine von 10 ID’s. Danach „verheiratet“ man jeden einzelnen Blitzkopf mit der Fernbedienung und dann sind alle Funktionen die am Blitzkopf einstellbar sind auch direkt über die Fernbedienung steuerbar. Das ist in meinen Augen ein absoluter Pluspunkt für dieses System und normalerweise nur in der Oberklasse zu finden. Man muss also nicht beim Einstellen der Lichtstärke eines Blitzes auf eine Leiter klettern wenn dieser direkt unter der Decke hängt. Die Blitzköpfe können dann zur Belichtungsmessung einzeln oder zusammen über die Fernbedienung ausgelöst werden.
Fernbedienung JB-RCNach getaner Belichtungsmessung packt man die Fernbedienung mittels eingebautem Blitzschuh auf die Kamera und schaltet in den Blitzauslöser-Modus. Und das ist in der aktuellen Version neu. Die erste Version hatte leider keinen Blitzschuh und man musste die Fernbedienung per PC-Kabel an die Kamera anschließen. Wer an seiner Kamera keinen PC-Anschluss hatte, musste hier leider auf einen zusätzlichen Adapter zurückgreifen. Hier hat Jinbei also deutlich nachgebessert und das Teil baumelt nicht irgendwo in der Gegend rum oder muss in die Hosentasche gesteckt werden.
Die Einstellung der Blitzköpfe funktioniert einwandfrei. Regelt man die Leistung eines Blitzkopfs runter, so blitzt er die überschüssige Leistung selbstständig ab. Die Leistung kann man bis auf 1/32 runter regeln. Einmal eingestellt, ist die abgegebene Lichtstärke während des ganzen Shootings absolut konstant geblieben. Das Einstelllicht kann in vier Modi betrieben werden. Aus, voll ein, proportional zum Blitz sowie unabhängig von der Blitzstärke regelbar. Weitere Infos sowie die technischen Daten zu den Blitzköpfen gibt es auf der Internetseite von Foto-Morgen.

 

Mein Fazit

Insgesamt bin ich mit meiner Entscheidung für die Jinbei’s bis jetzt sehr zufrieden. Ich hoffe das bleibt auch so nach den nächsten Shootings. Auch wenn mir jetzt die Profis den Kopf abreisen, bei Jinbei bekommt man für relativ wenig Geld sehr viel geboten. Die Bedienung mit der Fernbedienung ist einfach genial und ich habe das so in der Art noch nicht so oft bei anderen Herstellern gesehen und wenn, dann nur in der Oberklasse. Selbst bei den teuren Marken wie Elinchrom, Hensel oder Profoto gibt es das so in der Form meines Wissens nach nicht. Allerdings spielen diese Geräte in einer ganz anderen Liga, auch im Preis. Außerdem muss jeder selbst für sich entscheiden ob er an der Fernbedienung ein großes Display mit allen Einstellmöglichkeiten benötigt oder nicht. Auf jeden Fall bekommt der Hobbyfotograf mit Jinbei meiner Meinung nach ein ordentliches Produkt für einen ordentlichen Preis.

Jetzt noch zum ersten Shooting selber

Eine Bekannte benötigte für ihre neue Internetseite, auf der sie ihre Dienste als Fitnesstrainerin anbieten möchte, ein paar Porträtfotos und bat mich diese zu machen. Für mich war das eine sehr gute Gelegenheit die Blitzanlage auszuprobieren. Zum Schluss des Shootings durfte ich noch ein paar Aufnahmen von ihr mit einer Striplight-Box (ebenfalls von Jinbei) machen. Hier ist ein schönes Low-Key Foto entstanden. An dieser Stelle vielen Dank an Ute Weber für das Vertrauen.

Ute Weber Ute

 


Update nach einem Jahr Test / Einsatz

14.02.2014

Schon gleich vorab – ich habe meine Entscheidung die Jinbei’s zu kaufen noch nicht bereut. Allerdings gibt es wie bei jedem Produkt Vor- und auch Nachteile.

Das erste was ich niemanden vorenthalten möchte ist die Tatsache, dass ich inzwischen die dritte Fernbedienung habe. Bei der ersten ging die Display-Beleuchtung nicht und diese ist schon sehr notwendig. Ohne ist es im Studio nur bei Einstelllicht kaum möglich etwas auf dem Display zu sehen. Zu dem haben bei der ersten Fernbedienung die Taster geprellt. Heißt, wenn man einmal gedrückt hat, konnte es passieren, dass zwei Schritte im Menü ausgeführt wurden – sehr nervig. Das ist für mich ein klarer Qualitätsmangel der Bauteile, aber irgendwo müssen bei dem Preis eben Abstriche gemacht werden.
Bei der zweiten Fernbedienung waren diese Mängel dann nicht mehr vorhanden. Diese wurde aber von Foto Morgen auch sofort ausgetauscht, weil ich bei Shootings immer wieder das Problem hatte, dass die Blitze bei 5-10% der Auslösungen nicht ausgelöst haben und das, egal ob ich nah dran oder weit weg war. Mit der dritten Fernbedienung ist dies zwar immer noch, aber nicht so oft. Inzwischen habe ich dazu eine Theorie entwickelt die sich aber auch als völlig schwachsinnig erweisen kann. Ich hatte vor ein paar Wochen ein On-Location Shooting das ca. 4 Stunden gedauert hat. In dieser Zeit gab es keinen einzigen Aussetzer. Und jetzt kommt meine Theorie. Die Funkfernbedienung funkt im 2,4 GHz Bereich. Wie einigen bekannt ist, ist das der Frequenzbereich in dem sich die WLan’s befinden. In der Location gab es kein WLan (oh Wunder), aber in meinem Studio zuhause bin ich umringt von WLan’s. Evtl. kommt es hier tatsächlich zu Störungen. Aber wie gesagt, das ist nur eine Theorie. Ich werde mich dazu noch mal mit Foto Morgen in Verbindung setzen.

Jetzt zu den Blitzköpfen selber. Diese haben den oben, vor einem guten Jahr schon beschriebenen Eindruck absolut bestätigt. Da wackelt nix und alles ist noch so wie es sein soll. Was aber doch sehr gewöhnungsbedürftig ist, ist die Menüführung. Man kann eben nicht mal ganz schnell an einem Drehregler die Leistung hoch oder runter schrauben. Hier muss man sich erst durch das Menü der Fernbedienung durchklicken, um dann an den entsprechenden Punkt zu kommen und dann wieder mühsam zurück auf den Menüpunkt zur Blitzauslösung klicken. Das ist absolut nervig und verbesserungsbedürftig. Genauso verstehe ich nicht warum die Fernbedienung, wenn sie auf der Kamera aufgesteckt ist, quasi auf dem Kopf steht. Das ist anscheinend Chinesenlogig oder „bauartbedingt“ 😉

Noch etwas zur Auswahl der Blitzleistung. Die volle Leistung des 600er habe ich so gut wie noch niiiiiiiie benötigt. Das ist absolut zu viel Leistung für ein normal großes Studio. Manchmal wünsche ich mir sogar, dass ich die 400er noch weiter runter regeln könnte damit ich mit einer Blende unter 2.0 fotografieren kann. Das ist aber so gut wie unmöglich auf der niedrigsten Stufe der 400er (kommt aber auch auf den Lichtformer an). Meine Empfehlung ist also lieber eine Nummer kleiner kaufen. Kommt aber auch immer auf das Einsatzgebiet an.
Mein Tipp: Gut überlegen vor der Bestellung – weniger ist hier evtl. mehr 😉

Bevor ich mich jetzt noch in vielen Worten verliere zähle ich mal die Vor- und Nachteile auf.

Vorteile

  • robustes und stabiles Gehäuse
  • stabiler Fuß mit Schirmaufnahme.
  • abgegebene Lichtleistung während der Shootings absolut konstant
  • Farbtemperatur bei allen Blitzen gleich (soweit ich das mit meinen Augen beurteilen kann)
  • sehr große, günstige und qualitativ hochwertige Lichtformerauswahl (siehe unten)
  • Einstelllicht absolut ausreichend
  • komfortabel über das Display einstellbar
  • keine weiteren Funkauslöser notwendig (gilt nur für DPs Pro III Serie) es ist aber möglich welche anzuschließen
  • Transportschutzkappe
  • sehr leiser Lüfter
  • schnelle Aufladezeit
  • Service ist durch Foto Morgen gewährleistet (schnell und absolut unkompliziert)

Nachteile

  • gewöhnungsbedürftige und umständliche Menüführung
  • hakeliger Bajonettverschluss für die Lichtformer
  • kein Drehknopf zur Einstellung der Lichtleistung (wäre meiner Meinung nach vorteilhafter)
  • bei den Blitzköpfen ist kein Normalreflektor beigelegt wie das bei anderen Herstellern Standard ist
  • Funkfernbedienung im 2,4 GHz Bereich (das muss sich noch rausstellen ob es wirklich ein Nachteil ist)

Lichtformer

Noch ein Wort zu den Lichtformern. Ich besitze folgende:

Die Umbrella Softboxen kann ich uneingeschränkt sehr empfehlen. Diese können wie ein Schirm aufgespannt werden und man spart sich das lästige Zusammenbauen. Das ist für mich ein riesen Vorteil wenn man die Dinger mal für ein On-Location Shooting mit nimmt. Aber auch im Studio spart man somit viel Platz. Die Striplights habe ich in der einfachen Ausführung. Diese sind aber auch relativ schnell zusammengebaut, habe ich aber bis jetzt nur ein mal gemacht 🙂
Die Verarbeitung ist einwandfrei. Auch über die Bespannung und die Grids kann man nicht meckern.

Den Snoot habe ich so gut wie noch nie benutzt. Das Geld kann man sich meiner Meinung nach sparen. Ein Normalreflektor mit Wabe tut’s hier auch. Ich habe das Wabenset. Aber Achtung!!! Dieses Set passt nur auf den Standardreflektor Portabel mit Schirmdurchführung.
Zusätzlich habe ich noch das Flügelklappentor mit Wabe und Farbfilter. Dieses passt wiederum nur auf den Standardreflektor 55° „ohne Schrimdurchführung“. Also aufpassen bei der Bestellung, sonst geht es Euch wie mir und alles passt irgendwie nicht zusammen obwohl alles 55° hat 😉

Ergebnisse von den Shootings im Studio mit den Jinbei’s und den Lichtformern kann man auf meiner Fotografieseite sehen.


Quelle der Fotos 1-3:
http://www.foto-morgen.de/

Internetseite von Ute Weber:
http://www.auszeittraining.de/

 

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4 Gedanken zu “Test: Jinbei Digital Pioneer Pro III / DPs III – Erstes Shooting mit Studioblitze”